Sehr geehrter Herr Landrat,
Sehr geehrte Damen und Herren,
im vorliegenden Haushaltentwurf zeichnen sich die positiven Rahmenbedingungen in unserer Region ab. Dank sehr guter wirtschaftlicher Ausgangslage können Städte und Gemeinden ein hohes Steueraufkommen verzeichnen, was sich wiederum positiv auf die Einnahmen des Landkreises auswirkt. Es kommt gar zu einem Paradoxon. Trotz Senkung der Kreisumlage wird in absoluten Zahlen ein Plus beim Aufkommen der Kreisumlage zu verzeichnen sein. Dieser Umstand ist für alle Seiten gut.
Eine solide Haushaltsplanung muss gerade in sehr guten Jahren immer einen Blick auf die mittelfristige Finanzplanung werfen.
Ich möchte daher - trotz sehr guter Ausgangslage - auf Haushaltsrisiken und Herausforderungen eingehen.
Der stetige Anstieg der Ausgaben im Sozialbereich ist für die mittelfristige Planung eine feste Größe. Zumal die Ausgaben in diesem Bereich mit Abstand den größten Teil des Haushaltes ausmachen. Aber in erster Linie geht es um unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus konkreten Gründen auf unsere Solidarität angewiesen sind. An dieser Stelle möchte ich daher auch die Initiative von Bundessozialminister Hubertus Heil ausdrücklich loben. Der Kampf gegen Altersarmut wirkt auch ganz konkret zukünftigen Kosten im Sozialbereich entgegen. Daher gilt, dass jede Investition in eine gerechte Gesellschaft für uns von großer Bedeutung ist.
Eine weitere Zukunftsfrage ist die Weiterentwicklung unseres Klinikums. Ich freue mich als Sozialdemokrat, dass die Bedeutung der Tarifverträge bereits angesprochen wurde. Der Tarifvertrag hilft uns dabei gute Fachkräfte zu bekommen.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen zu unserem Klinikum in kommunaler Trägerschaft. Wir haben dies in den letzten Jahren stetig gezeigt. Für uns hat die Weiterentwicklung des Klinikums große Bedeutung. Wohnortnahe, gute Kliniken sind dabei eine wichtige Säule. Wir alle kennen die Schwierigkeiten in diesem Bereich.
Ich wünsche mir - sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch die Belegschaft, dass wir in diesen schwierigen Gewässern weiterhin gut unterwegs sind. Wir erwarten ein negatives Ergebnis, obwohl wir in der Vergangenheit mit strukturellen Veränderungen versucht haben, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Zudem bedarf es zukünftig Investitionen in unsere Standorte. Positive Signale aus der Bundespolitik bei der Finanzierung zusätzlicher Pflegekräfte sind begrüßenswert, aber sind nur ein Schritt in die richtige Richtung. Sie, sehr geehrter Herr Landrat, haben darauf hingewiesen, dass das Land seiner Pflicht Investitionen zu tragen nicht nachkommt.
Logisch ist daher, dass die beiden Träger für die nächsten Jahre Investitionszuschüsse einplanen.
Schwere Fahrwasser drohen auch der Europäischen Union. Mit der Entscheidung der Briten gegen einen Verbleib in der Europäischen Union kommt es zu einer Zäsur. Erstmals tritt ein Mitgliedstaat aus der Europäischen Union aus. Ich kann und will an dieser Stelle sicher keine Bewertung dieser Entscheidung vornehmen. Für unseren Haushalt könnte indes diese Entscheidung erhebliche Auswirkungen haben. Sollte der Brexit die befürchteten Folgen mit sich bringen, könnte sich die deutsche Exportwirtschaft deutlich eintrüben. Dies wiederum könnte deutliche Folgen für die Steuereinnahmen und damit die kommunalen Haushalte haben. Daher ist die Zukunft der Europäischen Union auch für uns zu einer unmittelbaren Herausforderung geworden.
Die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Lage, die Herausforderung im Sozialbereich und die Weiterentwicklung unserer Daseinsvorsorge, Stichwort Klinikum, sind aus unserer Sicht für die zukünftige Finanzpolitik entscheiden. Eine Haushaltsaufstellung ist jedoch mehr als die Summe der finanzpolitischen Herausforderungen. Vielmehr muss ein jeder Haushalt auch Antworten darauf geben, wie eine gemeinsame Zukunft aussehen kann.
Zukunft in Arbeit - so möchte ich gerne unsere Gedanken zum Haushalt 2019 überschreiben.
Mit diesen Haushaltsberatungen wird der Kreistag auch die Richtung für den neuen, im Mai zu wählenden Kreistag aufzeigen. Zumindest jedoch einen Fingerzeig weitergeben.
Zentrale Bedeutung hat für uns dabei soziale Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit. Ich möchte dies exemplarisch an einigen Punkten deutlich machen.
Wohnen
Dem Kreistag kommt nach der Landkreisordnung eine kommunalpolitische Führungsaufgabe zu. Diese reicht weiter als der unmittelbare Wirkungskreis. Wir sind der Auffassung, dass in der Frage nach bezahlbarem Wohnraum großer Handlungsbedarf besteht. Wohnen ist die soziale Frage der Zukunft und muss daher auf unserer Agenda ganz oben stehen. Ich darf auf die vergangenen Haushaltsstellungnahmen der SPD-Fraktion verweisen. Bezahlbarer Wohnraum ist von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft. Zunehmend auch ein wesentlicher Standortfaktor für eine Region. Wir wollen daher einen Runden Tisch Wohnen voranbringen. Gemeinsam mit Städten und Gemeinden muss diese Zukunftsaufgabe angegangen werden. Neben Baulückenkataster und dem Erfassen von Aufstockungspotentialen haben wir eine Idee im Blick. In Karlsruhe wird seit einigen Jahren Wohnraumakquise großgeschrieben. So gelingt es einer Stelle bisher leerstehenden Wohnraum zu reaktivieren. Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen:
In einem Eigenheim leben nach dem Auszug der Kinder nur noch die Eigentümer. Eine vorhandene Einliegerwohnung steht seit Jahren leer. Die Verwaltung in Karlsruhe geht auf die Eigentümer zu und hilft bei der Reaktivierung und Vermietung. Dieses Erfolgsmodell aus Kooperation von privaten Eigentümern und Verwaltung wollen wir in unserer Region mit auf den Weg bringen.
Mobilität
Ebenso ein Megathema für unsere Region ist die Mobilität der Zukunft. Ich habe im letzten Jahr bereits unterstrichen, welch große Potentiale im öffentlichen Nahverkehr der Zukunft - Stichwort RegioMove - schlummern. Ein gut ausgebauter und verlässlicher ÖPNV ist Gold wert.
So bestünde beispielsweise die Möglichkeit, bei einer ausreichend großen Zahl von ÖPNV Nutzern, ein kostengünstiges 365 Euro Jahresticket zu realisieren. Der Idee eines Sozialtickets stehen wir ebenso positiv gegenüber. Dies sollte unsere Zielmarke sein, wenn wir eine spürbare Entlastung beim Aufkommen des Individualverkehrs erreichen wollen. Wir erleben gerade im Zusammenhang mit der Erweiterung des Mercedes-Benz-Werkes in Rastatt und anderen Ansiedlungen, wie sehr wir an die Grenzen unserer Verkehrsinfrastruktur stoßen. Neben dem öffentlichen Nahverkehr muss auch Radfahren ausreichend attraktiv sein, um hier eine Trendwende einzuleiten und zu einer spürbaren Entlastung zu kommen. Wir sehen im Mobilitätskonzept für die Region einen richtigen Schritt. Dieses Konzept wird aber nur ein erster Schritt in einem andauernden Prozess sein. Für uns gehört neben der Verlagerung und Veränderung von Verkehr auch die Weiterentwicklung von Radwegen und Straßen. Baumaßnahmen und Lückenschlüsse finden dabei unsere Unterstützung.
Schulen und Bildung
Rund 20 Millionen investiert der Landkreis Rastatt in Bildung. Schulträger und Baumaßnahmen kosten uns viel Geld. Wir finden, dass wir nicht besser Geld anlegen können. Jeder Euro in Bildung ist eine wichtige Zukunftsinvestition. In Zukunft wird auch an unseren Schulen Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle spielen. Konsequenterweise liegt der Schwerpunkt unserer Schulentwicklung daher auf der IT-Infrastruktur. Dies begrüßen wir sehr.
Um die Bausubstanz zu erhalten ist der Bauunterhalt elementar. Wir unterstreichen unsere langjährige Forderung, dass rund 1.3 Prozent des Gebäudeneuwertes in unsere Liegenschaften investiert wird. Dies muss aus unserer Sicht Gebäudeunterhalt im klassischen Sinne sein. Daher müssen wir beim baulichen Brandschutz genau differenzieren, welche Maßnahme Substanz erhält und wo Substanz erweitert wird.
Wichtige Sanierungsmaßnahme in diesem Haushalt ist die Anne-Frank-Schule. In unseren regelmäßigen Schulbereisungen können wir uns ein gutes Bild machen. Die Anne-Frank-Schule muss zukunftsfest gemacht werden.
Da ich gerade bei Gebäuden des Landkreises bin. Die Sanierung des Verwaltungsgebäudes Lyzeumstraße 23 war eine wichtige Forderung der SPD-Fraktion. Wir wollen eine Landkreisverwaltung, die in räumlicher Nähe und vergleichbarer Qualität wächst. Unser Fokus liegt dabei auf eigenen Gebäuden.
Infrastruktur / Breitband
Mit Blick auf unsere Infrastruktur möchte ich so verstanden wissen, dass neben Straßen und Radwegen auch immer an die Datenautobahnen gedacht wird. Wir unterstützen den langfristigen Ausbau des Breitbandes mit einem Glasfaser-basierten Netz. Die Gründung des Eigenbetriebs ist aus unserer Sicht nur logisch.
Konsequenterweise haben wir bei Straßenbaumaßnahmen auch in den vergangenen Jahren immer an den Ausbau eines Glasfasernetzes gedacht.
Neben dem Ausbau unserer Kreisstraßen haben wir in den letzten Jahren immer wieder die Erhaltung unserer Straßen im Blick gehabt. Leider sind wir nicht immer unserem Zeitplan treu geblieben. Hier helfen aus unserer Sicht regelmäßige Berichte im Ausschuss, um „am Ball zu bleiben“. Sie haben in ihrer Rede, sehr geehrter Herr Landrat, die wesentlichen Projekte dargelegt. Ich möchte daher auf ein Projekt eingehen, dass nicht in unserer unmittelbaren Zuständigkeit liegt, aber aus unserer Sicht unser gemeinsames Engagement braucht. Der Ausbau des Bundesautobahnanschlusses Rastatt Nord ist dringend geboten. Wir alle spüren die zunehmende verkehrliche Belastung. Ich denke wir sollten daher als Kreistag wiederholt auf die Dringlichkeit dieser Maßnahme hinweisen.
PFC
Ebenso drängend ist aus unserer Sicht nach wie vor die PFC-Problematik. 644 ha belastete Fläche sprechen für sich. Besonders betroffen sind landwirtschaftliche Flächen und unser Trinkwasser. Ich habe an anderer Stelle vehement darauf hingewiesen, dass wir bei der Sanierung und der Aufbereitung unseres Trinkwassers auf Unterstützung angewiesen sind. Dies werde ich im Interesse unserer Region auch in Zukunft tun. Der Landkreisverwaltung gilt unser ausdrücklicher Dank für das bisher Geleistete.
Die Aufgabenvielfalt unseres Landkreises wird mir bei jeder Haushaltsrede bewusst. Immer wieder kommen in einer Haushaltsrede daher wichtige Punkte zu kurz. Der Hochwasserschutz oder unser neues Starkregenrisikomanagement. Die gute Arbeit unseres Jugendamtes oder das wichtige Integrationsmanagement möchte ich gerne erwähnen. Die gute wirtschaftliche Lage hilft, dabei viele Menschen in unserer Region in Arbeit zu bringen. Dies wirkt sich positive auf die Zahl der Leistungsempfänger aus.
Die vortreffliche Arbeit unseres Abfallwirtschaftsbetriebs, die ich an dieser Stelle ausdrücklich loben will. Dessen Weiterentwicklung - Stichwort Wertstoffhof Rastatt/Hardt - unsere volle Unterstützung hat. Ebenso sehen wir den Bedarf konsequent gegen Fehlwürfe mit entsprechender Information zu arbeiten.
Alles wichtige Themen im Landkreis, die zu einer tiefergehenden Betrachtung einladen.
Ich möchte jedoch abschließend noch kurz auf Personalentwicklung und Rahmenbedingungen des Haushaltes eingehen.
Zunehmende Aufgaben bedeuten auch ein mehr an Personal. Mit einer guten Personalentwicklung stellen wir uns auf diese neuen Aufgaben ein.
Auch unserem Nachdruck ist es gelungen die Verschuldung des zu senken und uns im Landkreisvergleich stetig nach vorne zu arbeiten. Vor dem Hintergrund einer generationengerechten Finanzpolitik ist die Senkung der Verschuldung für uns Sozialdemokraten ein wichtiges Haushaltsziel.